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Hamba Kahle, Mandela

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Mit dem Tode von Nelson Mandela verliert Südafrika einen Nationalhelden und eine wichtige Figur in der Befriedung eines einst zutiefst gespaltenen Landes. Obwohl er 27 Jahre lange in Gefangenschaft gelebt hatte, reichte er nach seiner Entlassung auch den früheren Gegnern die Hand.

Im Film Invictus gibt es eine Szene, die, wie ich finde, schön darstellt, was für ein Mensch Mandela war. Nicht von Rache oder Diskriminierung war seine Politik geprägt, sondern von einem gemeinsamen Neuanfang. Ich weiß nicht, ob diese Szene künstlerischer Freiheit unterworfen war oder sich tatsächlich so abgespielt hat. Zugetraut hätte ich es dem Mann auf jeden Fall.

Ausschnitt aus Invictus©: Warner Bros.

Mandela war kein Mann, der wie so viele Hoffnungsträger auf dem afrikanischen Kontinent zu einem Despoten heranreifte, sich stur weigernd, das Zepter aus der Hand zu geben. Nach nur einer Amtsperiode zog er sich aus der aktiven Politik zurück und widmete sich fortan u.a. der Stiftungsarbeit.

Seine Nachfolger mussten in große Fußstapfen treten und konnten doch nie zu Symbolfiguren heranwachsen. Thabo Mbeki, der 1999 direkt in das Amt des Präsidenten folgte, wird auf ewig der Mann sein, der Aids-Leugnern ernsthaft Gehör schenkte und so den Kampf gegen die Immunschwächekrankheit schwer behinderte. Der aktuelle Präsident Jacob Zuma, der wegen des Verdachts auf Vergewaltigung einer HIV-positiven Frau vor Gericht stand und dort ein rückschrittliches, sexistisches und unverantwortliches Bild von sich zeichnete, steht fortwährend wegen Korruptionsvorwürfen im Kreuzfeuer der Öffentlichkeit. So schwelt seit etwa einem Jahr ein Konflikt um seine private Residenz in Nkandla. Maximal 100.000 Euro aus Steuergeldern hätten dort in die Erhöhung der Sicherheit investiert werden dürfen. Aktuell weiß man nicht, wie viel Geld tatsächlich verschwendet wurde, oder was noch ans Tageslicht kommen könnte, denn der Bericht dazu wurde als geheim eingestuft. Während die Schätzungen derzeit zwischen 20 und 30 Mio Euro liegen, haben andere Südafrikaner noch nicht einmal richtige Toiletten.

Die Politiker sind damit sehr schlechte Vobilder für ein Land, das weltweit die meisten HIV-Positiven vorweist und von hoher Arbeitslosigkeit, Korruption und Armut geprägt ist. Zumal vom Nachwuchs auch nicht viel zu erwarten ist: Der mittlerweile geschasste ANCYL-Präsident, Julius Malema, forderte dereinst: «Treat me like Mandela». Ein Mann wohlgemerkt, der Journalisten anschreit und beleidigt, wenn diese kritische Fragen stellen. Was die Menschen von dieser absurden Forderung hielten, folgte prompt: «Okay, let’s start with 27 years in jail», befand nicht nur Pieter-Dirk Uys in seiner Rolle als Evita Bezuidenhout.

«Nelson Mandela becomes first politician to be missed», schreibt The Onion im Nachruf auf den ehemaligen Präsidenten und findet damit würdigere Worte als die Titanic. Mandela, der für seinen Humor bekannt war und verstand, wie wichtig Satire für eine Gesellschaft ist, hätte der Nachruf sicher gefallen.

Einmal aber war Madiba erbost und griff zum Telefonhörer. Am anderen Ende der Leitung: der südafrikanische Karikaturist Zapiro, von dem er bei seinem Schaffen zeichnerisch begleitet wurde. Von ihm wollte Madiba wissen, warum dessen Cartoons nicht mehr in der von ihm bevorzugten Zeitung erschienen.

Hamba Kahle, Tata.
Adieu, Vater einer Nation.

* * *

Weitere Links:

Mail & Guardian: Themenseite Nelson Mandela. A tribute to an Icon
Mail & Guardian: Mandela’s death. Mourners gather in Houghton
Union Solidarity International: Hamba Kahle, Umkhonto
Stephen Francis & Rico: Madam & Eve mourning
Zapiro: Farewell to an Icon
Pierre de Vos: Nelson Mandela was not a saint
Simon Hooper: Mandela the radical


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